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der Angeklagte und sein Anwalt bei Prozeßauftakt

Verwahrloste Kinder in Mönchengladbach: Vater zu Haftstrafe verurteilt

Stand: 08.05.2024, 19:15 Uhr

Im Strafprozess um drei verwahrloste Kinder, die im Herbst 2020 monatelang in einem Wald bei Mönchengladbach in einem Zelt hausen mussten, ist der angeklagte Vater am Mittwoch verurteilt worden.

Der Mann hatte im Prozess am Amtsgericht Mönchengladbach gestanden, dass er den Kindern den Kontakt zu Ärzten und Schule vorenthalten habe. Er gab zudem zu, die beiden Söhne und die kleine Tochter "im Sinne Gottes" auch mit dem Gürtel gezüchtigt zu haben, wenn sie nicht gehorcht haben.

Das Amtsgericht Mönchengladbach sprach den 50-Jährigen am Mittwoch wegen gefährlicher Körperverletzung und Verletzung der Fürsorgepflicht schuldig und verhängte eine Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Mit Familie in einem Zelt gelebt

Der gelernte Krankenpfleger und Sozialhilfeempfänger bezeichnete sich als christlichen Fundamentalisten. Bei seiner Festnahme im Oktober 2020 erklärte er, dass er mit seiner Familie fünf Monate zuvor in ein Zelt gezogen sei. Als Grund gab er an, dass es seiner Frau wegen einer zu hohen Schadstoffbelastung in der Mietwohnung immer schlechter gegangen sei. Die Polizei hatte nach der fünfköpfigen Familie gefahndet, nachdem das Jugendamt wegen akuter Kindeswohlgefährdung Anzeige erstattet hatte. Dem Elternpaar war Ende September 2020 das Sorgerecht entzogen worden.

Als die Polizei die Familie fand, waren die Kinder verdreckt und hatten zahlreiche blaue Flecken und andere Verletzungen. Zudem waren sie trotz herbstlicher Temperaturen von 12 Grad nur leicht bekleidet und barfuß. Die 47-jährige Mutter und der Angeklagte wurden festgenommen und die Kinder in Obhut vom Jugendamt gebracht. Die Mutter soll in einem gesonderten Verfahren vor Gericht kommen.

Angeklagter war polizeibekannt

Die 47-Jährige ist die zweite Ehefrau des Angeklagten. Er selbst ist kein unbeschriebenes Blatt bei der Polizei. Aus einer ersten Ehe hat er bereits vier Kinder. Das Sorgerecht hat aber seine Ex-Frau zugesprochen bekommen. Deshalb hatte er die Kinder vor zwölf Jahren nach Ägypten und in den Sudan entführt. Das Landgericht Lüneburg hatte ihn dafür 2012 zu acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa und afp