Zwei Menschen geben sich nach einem Streit die Hand.

Ruhig mal streiten – aber richtig!

Stand: 29.07.2023, 00:00 Uhr

Wir streiten alle nicht gerne, aber manchmal platzt einem doch der Kragen. In WDR 4 Mittendrin sprechen wir darüber, wie man konstruktiv streitet: so, dass der Konflikt danach gelöst ist – und keiner der Beteiligten die Koffer packt.

Von Anne Debus

Ruhig mal streiten - aber richtig!

WDR 4 Mittendrin - In unserem Alter 29.07.2023 12:26 Min. Verfügbar bis 28.07.2024 WDR 4


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Besser mal streiten, als alles in sich "hineinzufressen"

Streiten ist unangenehm: Es werden Stresshormone ausgeschüttet, das Herz schlägt schneller, wir beginnen zu schwitzen. Von einem kurzen Streit erholt sich der Körper schnell wieder. Lang anhaltende Konflikte aber können uns gesundheitlich schaden, zum Beispiel zu dauerhaftem Bluthochdruck führen.

Ebenso ungesund ist es, Ärger schweigend in sich hineinzufressen. Eine Studie hat gezeigt: Wer Konflikten eher aus dem Weg geht, hat ein doppelt so hohes Risiko, in den darauffolgenden zehn Jahren einen Herzinfarkt zu bekommen.                                            

Am besten ist es also, Unstimmigkeiten offen anzusprechen. Dann aber auch schnell zu einer Lösung zu kommen.

Streit in der Partnerschaft ist ganz normal  

Gerade in der Partnerschaft wird am häufigsten gestritten. Das sollte einen aber nicht gleich an der Liebe zweifeln lassen: Unsere Studioexpertin Julia Trahms aus der WDR-Wissenschaftsredaktion meint: Konflikte innerhalb von Paaren sind vorprogrammiert. Weil wir die Rolle des Partners überfrachten.

Der Versuch von so viel Gemeinsamkeit bietet entsprechend viel Potenzial für Reibung. Dazu kommt, dass die Rollen nicht mehr fest verteilt sind: Wer ist der Brotverdiener? Wer kümmert sich um Haushalt und Kinder? All das ist heute Verhandlungssache. Und wo verhandelt wird, kommt es auch zu Meinungsverschiedenheiten.

Statt Vorwürfen Wünsche äußern

Wenn ein Streit eskaliert, liegt das meist an der Art, wie wir ihn austragen. Gerade wenn man eine Aussprache zu lange vor sich her geschoben hat, ist man oft richtig geladen. Das führt dann leicht zu pauschalen Vorwürfen wie: "Immer kommst du zu spät!" Oder: "Nie räumst du auf!"

Genau die aber kochen den Streit hoch. Untersuchungen haben ergeben, dass wir uns solche Vorwürfe nur ungefähr zehn Sekunden gelassen anhören können – das entspricht etwa drei Sätzen. Danach schaltet unser Gehirn um auf Verteidigung: "Das letzte Mal war ich pünktlich, da kamst du zu spät!" oder: "Dir muss ich doch auch dauernd hinterherräumen!" Und schon ist eine Spirale von Angriff und Gegenangriff in Gang gesetzt, die vermutlich nur zu viel Ärger führt, aber zu keiner Lösung.

Viel sinnvoller ist es, zu sagen, was genau man sich wünscht: "Schick mir doch bitte demnächst eine kurze Nachricht, wenn du aufgehalten wirst. Dann kann ich auch später aufbrechen und muss nicht lange auf dich warten." So eine freundlich vorgetragene Bitte kann der Andere viel eher akzeptieren als pauschale Vorwürfe.

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